Und er fliegt wirklich ...

22.8.1999

Nachdem die Elektonik provisorisch auf dem "Sarg" befestigt war, konnte der Erstflug stattfinden. Da ich keine Ahnung hatte wie das Gerät laufen oder fliegen würde, ging ich hier sehr vorsichtig vor. Zuerst wurde die Drehzahl ohne Rotorblätter auf 1200/min am Kopf eingestellt. Dann wurden die Blätter des vorderen Kopfes montiert, um zu testen, ob das Getriebe halten würde. Dieser Test verlief erfolgreich. Hier ist mir schon aufgefallen, daß das Getriebe sehr leise läuft. Von den Kegelgetrieben ist dank der Palloid-Verzahnung fast nichts zu  hören, nur der Zahnriemen surrt etwas.
Nur mit dem vorderen Rotor konnte ich das Vorderende schon abheben, und durch "Heck" Ausschlag an anderer Stelle kontrolliert wieder absetzen. Die Richtung stimmt, meine Stimmung steigt! Jetzt wurde auch der hintere Rotor montiert, und die Drehzahl vorsichtig hochgefahren. Das Geräusch ist superleise, das Gerät nach dem Hochlaufen vollkommen vibrationsfrei. Man muß es hören um das verstehen zu können! Vorsichtig den Pitch Hebel nach vorne geschoben, und fast unmerklich hebt sich der Tandem in die Luft. Kurz dannach beginnt eine immer heftiger werdende Pendelbewegung um die Längsachse.
Also sofort absetzen un den PC rausholen. Die Empfindlichkeit des Roll-Kreisels wurde halbiert, und der Versuch wiederholt. Die Pendelbewegung hat nachgelassen, war aber noch nicht weg. Außerdem war praktisch keine Reaktion um die Hochachse feststellbar. Also wurde die Hochachse in der Wirkung verdoppelt, und die Roll Kreiselempfindlichkeit nochmals halbiert. Beim nächsten Versuch konnte ich dann den Akku leerschweben, und dabei die Reaktionen um alle Achsen testen.
Die Roll-Achse reagiert jetzt recht normal, Die Hochachse ist logischerweise extrem träge, aber immerhin vorhanden. Nick schien zunnächst normal zu reagieren, aber im vorsichtigen Vorwärtsflug zeigten sich dann doch extreme Aufbäumtendenzen. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen, oder elektronische Abhilfe schaffen. Die Drehzahl habe ich im Verlauf der Versuche immer weiter reduziert, da eigentlich nicht sehr viel erforderlich war, um den Heli in der Luft zu halten. Auch der Lauf war trotz geringer Drehzahl sehr angenhem und vibrationsfrei. Beim letzten Flug war ich dann bei 920 U/min angelangt und das Ende der Fahnenstange (nach unten) war noch lange nicht erreicht.

Beim zweiten Flug wurde das leise Geräusch durch ein heftiges Rattern unterbrochen. Nach dem ersten Schreck flog das Gerät aber noch... puhh...Das bedeutet, daß der Zahnriemen gesprungen ist. Hätte die Verbindungwelle aufgegeben, könnte ich nun die Rotorblätter zusammenkehren... Der Riemen ist aber nur ein Provisorium, da es ein Riemen mit Textileinlage ist der sich nach den ersten Belastungen etwas längt.

Die Flugzeit erreichte mit 6,5min noch nicht die gesteckten Erwartungen, aber sowohl der Akku, als auch die Übersetzung waren noch nicht optimal abgestimmt. Das Gerät wiegt inzwischen auch schon etwas über 10Kg! Die Übersetzung ist mit 9:1 für eine Kopfdrehzahl von 1200 U/min abgestimmt, daher ist bei 920 U/min eher mit 10,8:1 zu arbeiten. Interessant ist, daß bei all diesen Versuchen mit verschiedenen Drehzahlen keinerlei Trimmkorrekturen erforderlich waren (außer Pitch natürlich), da durch die zwei Rotoren kein Drehmoment entsteht! Die Flugeigenschaften haben mich eigentlich am meisten begeistert: Der Start erfolgt so seidenweich, daß man gar nicht merkt wann das Gerät tatsächlich abhebt. Der Schwebeflug ist superstabil, wie angenagelt. Die Reaktionen sind träge aber recht genau; ich würde es einfach mal als Anfängertauglich bezeichnen! Es war allerdings auch schönes Wetter, mit wenig Wind. Der Stabilitätstest gegen Windeinflüsse muß noch erfolgen. Nur das Aufbäumen nach leichter Fahrtaufnahme ist mir noch nicht ganz geheuer.

Insgesamt hat mich dieser Nachmittag stark motiviert an den Einzelheiten weiterzuarbeiten. Die Elektronik hat tadellos funktioniert, und Störeinflüsse durch den Mikrocontroller konnte ich nicht feststellen. Auch die Mechanik scheint den Beanspruchungen gewachsen zu sein. Der Riemen wird noch gegen einen Stahlarmierten ausgetauscht, was aber sowieso vorgesehen war. Dieser längt sich nach Belastung dann nicht mehr.