The
European Way....
Eigentlich
wollte ich ja garnichts dazu sagen, aber recht viele
Äußerungen von Insidern der 3D Szene bewogen mich dazu, mal
meine Meinung zum Thema "Stil" beim Fliegen zu äußern. Ich
geniße es sehr, das dieser Spruch auf meiner Homepage steht, und
daher nur meine persönliche Meinung dazu darstellt. Wenn jemand
etwas dazu sagen möchte, kann er es gerne per email tun, ob ich
darauf reagiere, oder etwas dazu veröffentlich, ist ganz alleine
mein sehr egoistisches Recht...
In letzter Zeit
höre ich doch bei einer ganze Reihe Leuten aus der Szene immer
wieder die Meinung, auf der ganzen Welt würde ein Flugstil
favorisiert, der nur in Deutschland nicht erlaubt ist. Damit ist
sicherlich die Wettbewerbs und Showflugszene gemeint, denn ansonsten
ist es ja jedem
vollkommen unbenommen wie er fliegt.
American
Style
In den USA
verbreitet sich ein Stil, der extrem hart mit dem Heli umgeht, und bei
dem Figuren und Teilfiguren übergangslos vermischt werden. Dazu
soll sehr tief und engräumig geflogen werden. Natürlich kann
das jeder machen wie er lustig ist, aber letztendlich scheinen die
Kollegen doch erkennen zu können, was besonders toll und
spektakulär ist. Natürlich ist diese Art der Bewertung
außerordentlich subjektiv, aber es scheint sich doch ein Konsens
unter Insidern finden zu lassen, was spektakulär ist und was eher
nicht.
Classic
Style
Ich möchte
es mal so nennen, auch wenn es den Punkt nicht voll trifft. Dieser Stil
zeichnet sich durch weiche Flugbewegungen aus, die mit hoher
Präzision ausgeführt werden. Die Figuern werden durch
Anflüge getrennt, alles spielt sich in einer sicheren Höhe
ab. Es geht alles nicht so schnell, und ist wenig spektakulär. Man
kann relativ objetiv sagen, was gut ist, und wo doch eher der Zufall im
Spiel war.
In beiden Stilen
lassen sich alle Figuren fliegen, die mit einem Helikopter
ausgeführt werden können, es handelt sich daher nicht die
Unterscheidung von F3C und 3D oder F3N. Natürlich unterscheidet
sich die Wirkung auf Publikum und Insidern bei beiden Stilen deutlich.
Ich denke,
soweit kann man sich mit den meisten Leuten noch einigen, ab hier wirds
aber einseitig, weil ich mich ganz klar auf eine Seite schlage. Ich bin
der Meinung, besonders die Wirkung einer Darbietung auf die Zuschauer
steht im Mittelpunkt bei der Planung und Durchführung eines
Fluges. Manchmal sind auch Punktwerter beteiligt, aber das ist ein ganz
anderes Thema. Letztendlich kann man das als spezielle Gruppe von
Zuschauern klassifizieren.
Schauen wir uns
doch mal an, wem wir hier was vorführen. Da ist
zunnächst mal der Pilot. Ok, das bin ich selbst. Ich denke ich
kann hier kaum was bewerten, weil ich ganz andere Probleme habe
während des Fluges als ein entspannt daneben stehender Kollege.
Also lassen wir das mal weg.
Insider
Darunter
verstehe ich Leute, die selbst gut fliegen können, und daher
wissen wo etwas schwierig ist, und was eher einfach ist. Unter
Umständen zählen auch Anfänger zu dieser Gruppe, die
bewundernd danebenstehen. Hier kann ich mitreden, weil ich selbst auch
etwas fliegen kann. Wie sehen nun diese Leute den Flug eines Kollegen?
Man bewundert
vor allem Sachen, die man selbst noch nicht kann, und die sicher
ausgeführt werden. Manchmal erwische ich mich selbst dabei, wie
ich zusammenzucke, wenn jemand eine Situation fliegt, bei der ich
selbst Schweirigkeiten habe. Ich bewundere Leute, die schwierige
Figuren in enger Folge fliegen können, ohne die Orientierung zu
verlieren. Das kommt dem American Style sehr nahe, daher empfinde ich
das als besonders bewundernswert. Wenn man bei einem Insider Eindruck
schinden will, muß man mindestens 3 Klassen besser sein, als der
der zuschaut, sonst ist man unten durch.
Zuschauer
Natürlich
sind alle Zuschauer, aber hier sind die Leute gemeint, die nicht viel
über unser Hobby wissen, und sogar meistens eher zufällig am
Ort des Geschehens sind. Der Kontakt mit dieser Klientel scheint bei
den meisten Insidern ein Problem zu sein. Man ist doch eher auf sich
selbst konzentriert, und übersieht dabei allzuleicht, wie das
eigene Handeln bei den Leuten ankommt. Dabei kann es sehr viel
Spaß machen, sich unaffällig unter die Leute zu mischen, bei
den Unterhaltungen zu lauschen und selbst in das Gespräch
einzutreten. Natürlich muß man seinen Hochmut ablegen, und
sich auf das Gesprächsniveau des Zuschauers zu begeben. Aber
gerade das macht den Reiz aus.
Wann kann man
sonst mal, ohne das man dauernd wegen irgendwelcher Kleinigkeiten
korrigiert wird, erklären wie das mit dem Rückenfliegen
funktioniert? Die allermeisten Leute sind sehr dankbar über die
Informationen, und zugleich erfährt man vieles sehr intimes
über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Hobby. Erstaunlich wie viele
Unbeteiligte schonmal versucht haben einen Flieger oder einen Heli in
die Luft zu bringen.
Und dann fliegt
ein Kollege, und man kann die Reaktion des Volkes auf den Flugstil
beobachten.
Und hier zeigt
sich dann ganz deutlich der Vorzug des "Classic Style". Der Zuschauer
wird nicht überfordert, kann die Figuren nachvollziehen, und sich
an jeder einzelnen erfreuen. Das abschließende Urteil scheint
sich in den meisten Punkten genau als das Gegenteil des Insiders
darzustellen. Viele "American Style" Flüge, die ich unter diesen
Umständen beobachten konnte wurden doch eher skeptisch beurteilt.
Ein
Phänomen ist zu beobachten, wenn etwas extrem spektakuläres
gezeigt wird, so wie es im American Style üblich ist. Der
Zuschauer ist geschockt, der Insider zeigt sich beeindruckt. Es
geht ein Raunen durch die Menge, manchmal wird Szenenapplaus gegeben.
Interessanterweise passiert aber dasselbe, wenn der Crash dann doch
passiert ist. Ist das schon Verzweiflung?
Obiger Zuschauer
schüttelt aber nach dem obigen Raunen den Kopf und fragt sich ob
das alles wohl so sein soll. Er kehrt der Begeisterung den Rücken,
und wendet sich mit einem schalen Geschmack von der Szenerie ab.
Ganz anders,
wenn eine schöne Figur sauber gezeigt wird. Hier kommt es
ebenfalls zu Szenenapplaus, aber das Raunen bleibt aus. Ein klares
Zeichen dafür, das der Eindruck nicht durch den Schock, sondern
durch Schönheit und Bewunderung ausgelöst wurde. Nicht nur
der Zuschauer braucht Zeit, um Eindrücke zu verarbeiten und sich
auf das Kommende vorzubereiten. Ich betrachte einen Flug wie ein
Kunstwerk, und das braucht einfach Raum und Zeit um zu wirken.
Jetzt kann ich
die Meinung des Zuschauers interpretieren und zuordnen. Und die
Attribute kann man auch ganz klar in den verschieden Flugstilen
zurodnen: Der American Style holt
seine Sebstbestätigung aus Schock und Erschrecken, während
der Classic
Style mit Schönheit und Sauberkeit glänzt.
Was man nun mit
einer Darbietung bezwecken möchte ist selbstverständlich
jedem selbst überlassen, aber ich glaube es ist an der Zeit mal
ein wenig darüber nachzudenken, und eventuell auch etwas
umzudenken. Besonders wenn man zumindest eine gewisse Breitenwirkung
unseres Sportes erreichen will sollte man nicht nur für Insider
denken, sondern sich auch mal die andere Seite zu Gemüte
führen.
Außerdem
bin ich durchaus der Meinung, das wir uns als Europäer, oder
meinetwegen auch nur als Deutsche eine andere Meinung Erlauben
dürfen als der Rest der Welt. Das muß nicht
zwangsläufig rückständig sein, sondern kann auch damit
zu tun haben, das wir gelernt haben ein wenig mehr über die Dinge
nachzudenken. Und das ist meiner Meinung nach eine gute Sache!